

8. Fertigfutter in Hannes Seinem Futterrechner
Wie die Daten zu Fertigfutter in Hannes seinem Futterrechner zu nutzen und zu interpretieren sind.
Zusammenfassung
- Findet jemand offenkundig unplausible Werte, bitte ich um Hinweis.
- Trockenfutter mit einer angenommenen Feuchte in Höhe von 14% können möglicherweise eine zu geringe Energiedichte bzw. zu hohe Futtermenge in der Berechnung ausweisen.
- Bei Mischernährung aus Fertigfutter und Lebensmitteln sollte immer zusätzlich das hinterlegte Nährstoff-Profil der Fertigfutter zur Beurteilung der Ergebnisse betrachtet werden. (Button Fragezeichen im Rezept!)
- Kennzahlen sind bei rudimentär analysierten Futtermitteln nicht zuverlässig.
- Für Selen gibt es keine Daten zu Lebensmitteln – das heißt nicht, dass kein Selen drin ist.
Inhalt
1. Was heißt eingetippt?
2. Was wird berechnet?
3. Welche Konsequenz hat die 14% Feuchte-Annahme im Futterrechner?
4. Welche Zahlen-Angaben werden sonst noch berücksichtigt?
5. Mischernährung aus mehreren Fertigfuttern oder Fertigfutter + Lebensmittel
6. Darstellung Mischernährung in Hannes Seinem Futterrechner
1. Was heißt eingetippt?
Am 2. November 2018 habe ich angefangen, Fertigfutter-Daten zu sammeln und in Hannes Seinen Futterrechner einzubauen. Am 27. Mai 2019, ein halbes Jahr später, sind bereits 2.500 Futtermittel in der Datenbank gelandet. Alle von Hand eingetippt. Nur mit Daten, die die Hersteller wahlweise auf der Verpackung oder auf ihrer Produktseite selber liefern.
Herstelleranalysen sind nicht immer vollständig und korrekt. Manche Werte muss ich schätzen, ableiten oder umrechnen. Da passieren auch mal Fehler.
Bei der Menge an Datensätzen sind die nicht immer offensichtlich und fallen erst auf, wenn man sich – warum auch immer – tatsächlich mit einem Produkt beschäftigt. Natürlich habe ich mir 2.500 Produkte nicht im Detail angeschaut. Findet jemand einen Fehler, bitte ich um einen Hinweis.
2. Was wird berechnet?
Ein Fertigfutter muss von Gesetzes wegen neben Angaben zu Zutaten und Zusatzstoffen lediglich prozentuale Angaben zum Gehalt an Protein, Fett, Faserstoffen und Mineraliengehalt liefern. Beträgt der Wasser – gehalt mehr als 14%, muss dieser Anteil auch ausgewiesen werden.
Somit kann man bei (Halb-) Feuchtfuttern den Energiegehalt problemlos berechnen. Alle genannten Stoffe aufaddieren – die verbleibende Differenz zu 100% entspricht dem Kohlenhydratgehalt. Zusammen mit Protein, Fett, Rohfaser und Asche kann daraus die Energiedichte ermittelt und daraus wiederum die erforderliche Futtermenge berechnet werden.
Bei Trockenfuttern fehlen oft zwei Angaben: Wasser und Kohlenhydrate. Falls irgendwo ein Energiegehalt angegeben ist, kann daraus die Aufteilung zwischen Kohlenhydrate und Wasser ausgerechnet und die Futtermenge zur Energiebedarfsdeckung ermittelt werden. Fehlt obendrein eine Angabe zu kcal oder kJ pro 100g, ist dies nicht möglich. In diesem Fall unterstelle ich generell den höchstzulässigen deklarationsfreien Wassergehalt von 14%.
Mit dieser Annahme weiche ich von den meisten Futterrechnern ab, die in diesem Fall von 10% ausgehen.
Aus meiner Sicht haben die Hersteller den Wassergehalt im Endprodukt während der Herstellung voll unter Kontrolle. Bleiben sie unter den 14%, geben sie dies meist auch gern an.
Durch Hinzufügen von Wasser kann man den Gewinn maximal steigern. 4% mehr Wasser = 4% mehr Umsatz für gar nichts. Die Hersteller wären schön blöd, wenn sie diese Möglichkeit nicht voll ausnutzen würden.
Vielleicht tue ich mit dieser Annahme einigen Herstellern unrecht – aber dann sollen sie den Wassergehalt bitte angeben, wie viele andere auch.
Gut&Günstig Lieblingsmenü: Analyse ohne Feuchte und ohne Energiedichte: 59% sind nicht aufgeführt. Wie viel wertgebende Kohlenhydrate ist drin?
Manche Hersteller liefern offenkundig fehlerhafte Analysewerte. Insbesondere Trocken-Tier-Teile als Kauartikel kommen in Summe nur auf gut 60% oder deutlich über 100% – siehe separater Artikel. Das ist für mich völlig unverständlich. Mir ist klar, dass Naturprodukte Schwankungen unterliegen – das rechtfertigt aber keine fehlerhaften Analysen. Ihr findet diese Produkte mit Zusammensetzung = 100% Tier und nicht unerheblichen Kohlenhydrat-Prozenten oder bei der Zusammensetzung mit einem Hinweis.
3. Welche Konsequenz hat die 14% Feuchte-Annahme im Futterrechner?
Für Trockenfutter ohne Angabe des Feuchtegehalts und ohne Angabe der Energiedichte folgt aus der angenommenen 14%-Feuchte eine geringere Energiedichte und somit eine größere benötigte Futtermenge als in anderen Futterrechnern. Dies ist bitte individuell zu berücksichtigen und ggf. auch individuell anzupassen.
4. Welche Zahlen-Angaben werden sonst noch berücksichtigt?
Während Lebensmittel, auch in gekochter Form, vollständig analysiert mit den enthaltenen Mengen an Aminosäuren, Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen in die Berechnung eingehen, sind wir bei den Futtermitteln von den Herstellerangaben abhängig.
Hier könnt Ihr Euch mal ein Acana-Futter anschauen – die Analyse ist so komplett, wie sonst nur Lebensmittel im Bundeslebensmittelschlüssel. Oder ein Alnutra-Futter von Aldi-Nord im Bild.
Aldi-Nord: Alnutra Reich an Geflügel Trockenfutter
Hannes Sein Futterrechner berücksichtigt nur Angaben von Herstellern zu analytischen Bestandteilen.
Zwar müssen Zusatzstoffe angegeben werden – diese müssen aber am Ende des Produktionsprozesses weder im Produkt erhalten bleiben, noch müssen diese Zusätze den Gesamtgehalt wiederspiegeln: In den Zutaten an sich können durchaus auch erhebliche native Mengen an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und essentiellen Fettsäuren enthalten sein, so dass die Angaben zu den Zusätzen wenig mit dem Gehalt an den Mikronährstoffen zu tun haben müssen.
Aus diesem Grund werden die Zusatzstoffe nicht als Mikronährstoffgehalt berechnet. Dennoch gibt es einige Futtermittel, in denen nicht auf den ersten Blick klar ist, ob es sich um Analysewerte oder um Zusatzstoffe handelt.
Wie also sieht eine ausreichende Energiezufuhr mit einem Fertigfutter hinsichtlich der Mikronährstoffsbedarfsdeckung in Hannes seinem Futterrechner aus? Dies hängt von der Menge der Herstellerangaben ab. Hier mal ein direkter Vergleich:
Alnutra und Acana – Makro- und Mikronährstoffversorgung mit Herstellerangaben
5. Mischernährung aus mehreren Fertigfuttern oder Fertigfutter + Lebensmittel
Manche Menschen nennen sich “Teilbarfer” und füttern teilweise frische Lebensmittel und zu anderen Teilen Fertigfutter – damit der Hund wenigstens einmal am Tag alle Nährstoffe bekommt.
Und damit erhoffen sie sich eine Überversorgung aus Fertigfutter, mit der Defizite aus der Frischfütterung kompensiert werden können. Seltsame Ansicht.
Sie verlassen sich darauf, dass Alleinfuttermittel tatsächlich bedarfsdeckend sind – mindestens. Von Gesetzes wegen dürfen sie dies auch erwarten. Das ist in der Praxis nicht immer der Fall, wie nicht zuletzt Stiftung Warentest kürzlich wieder gezeigt hat.
Bei Ergänzungsfuttern weiß man immerhin, dass nicht alles drin ist, was Hund braucht – aber was genau fehlt, weiß man leider selten.
Andere füttern eine Mahlzeit trocken und die andere feucht. Wieder andere füttern, was gerade da ist: Essensreste, Frischfleisch oder gekocht, mit oder ohne Kohlenhydrate und dazu auch das eine oder andere Fertigfutter, vielleicht noch mit einigen Zusätzen und reichlich Leckerlis komplettiert.
Jetzt wird es schwierig in der Berechnung der Bedarfsdeckung.
6. Darstellung Mischernährung in Hannes Seinem Futterrechner
Wer also Fertigfutter füttert, gibt die Verantwortung über die Mikronährstoff-Versorgung seines Hundes an die Futterhersteller ab. Zumindest teilweise. Nur der selbst zubereitete Teil der Rationen bleibt in Eigenverantwortung. Im Zweifel halt gar nicht.
Wie oben beschrieben, geben die Hersteller in der Regel nicht an, wie sie die Versorgung mit Aminosäuren, Fettsäuren, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen sicher stellen.
Aus diesem Grund zieht Hannes Sein Futterrechner jetzt eine zweite Linie ein, falls in den Rezepten oder im Futtertagebuch Lebens- und Futtermittel gemischt werden: Eine für die vollständige Deckung mit allen Nährstoffen ( 100% ) – und eine für den Energieanteil der Lebensmittel an der Gesamtzufuhr.
Nehmen wir jetzt mal an, ein Hund bekommt zwei Mahlzeiten täglich: Eine TroFu-Mahlzeit und eine selbst bereitete Ration bestehend aus Fleisch, Nudeln, Fisch und etwas Obst. (Anmerkung: die Ration ist willkürlich zusammengestellt und erhebt nicht den Anspruch, bedarfsdeckend zu sein – sie soll nur als Beispiel dienen.)
Lebens-/Futtermittel | g/Woche | g/Tag | Kj/Tag | Prot | Fett | KH | Faser | Asche |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Classic Red | 1050 | 150 | 2243 | 44 | 26 | 44 | 8 | 11 |
Dinkel Vollkorn-Spaghetti | 350 | 50 | 713 | 7 | 1 | 32 | 4 | 0 |
Heidelbeere | 70 | 10 | 19 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 |
Rind,Fleisch 05% Fett | 1750 | 250 | 1349 | 51 | 13 | 0 | 0 | 3 |
Sprotte tiefgefroren | 210 | 30 | 269 | 5 | 5 | 0 | 0 | 1 |
Summe | 3430 | 490 | 4593 | 107 | 45 | 77 | 12 | 15 |
Bedarf | 4586 | 55 | 17 | |||||
Abweichung | 7 | 52 | 28 |
„Teil-BARF“ Beispiel-Rezept.
Bei einem voll deklarierten Futter kommt eine vollständig analysierte Versorgungslage heraus:
„Teil-BARF“ Versorgungslage bei voll deklariertem Trockenfutter.
Knapp 1/3 der gefutterten Menge besteht aus Trockenfutter und deckt 49% des Energiebedarfs. Man sieht: sowohl die 51% der eigenverantwortlich zugeführten Energie ( schwarze Linie ) als auch die 49% aus dem Trockenfutter sind weitgehend bedarfsdeckend. Die gesamten Bedarfe finden sich auf der 100%-Linie.
Vitamin B2 wird etwas knapp und Selen weist ein Defizit aus. Dieses Selen-Defizit ist wahrscheinlich nicht vorhanden, sondern der Tatsache geschuldet, dass für Lebensmittel schlicht keine Selenwerte in der Datenbank enthalten sind. Diese Mischung kann man dem gesunden Hund so füttern, auch wenn der Proteingehalt schon sehr hoch ist.
Wichtig: Diese Interpretation können wir nur leisten, weil wir uns vorher die Analyse des Fertigfutters angeschaut haben. Falls jemand nicht weiß, wie er die Einzelfutter-Analyse aufruft: Bei der Rezeptanlage befindet sich am rechten Zeilenrand ein Fragezeichen--Button.
Tauschen wir jetzt mal das vollständig deklarierte Acana Classic Red gegen das rudimentär analysierte Alnutra Reich an Geflügel. Wir kommen mit 140g statt 150g aus. Es ergibt sich folgendes Bild:
„Teil-BARF“ Versorgungslage bei rudimentär deklariertem Trockenfutter.
Wir sehen viele rote Balken. Dies zeigt im Wesentlichen erst mal an, dass wir über die Mikronährstoffe im Fertigfutter einfach nicht viel wissen.
Einige erreichen die 51%-Linie – nämlich Kalium, Magnesium, Zink sowie die Vitamin B1 und B5. Natrium und Chlorid dürften bei bedarfsdeckendem Gehalt im Trockenfutter mindestens weitere 49% des Bedarfs liefern, so dass die in Summe jenseits der 80%-Marke liegen und insgesamt knapp ausreichen dürften. Diese Nährstoffe sind im “BARF”-Teil des Rezepts ausreichend vorhanden – über deren Gehalt im Trockenfutter wissen wir erst mal nichts, denn diese Nährstoffe sind nicht deklariert. Da es aber ein Alleinfutter ist, haben wir Grund zu der Annahme, dass weitere 49% des Bedarfs enthalten sind und das Rezept bei diesen Nährstoffen bedarfsdeckend ist.
Andere erreichen die 51%-Linie offensichtlich nicht – nämlich Kupfer, Jod, Selen sowie die Vitamine A, E, B2 und B9 (Folsäure). Bezüglich Selen sind (wie bereits erwähnt) keine Angaben für Lebensmittel vorhanden – wir kennen die Versorgungslage schlicht nicht.
Nun ist es Zeit, die Zusatzstoff-Liste des Trockenfutters zu konsultieren:
Zusatzstoffe im Alnutra-Futter
Kupfer, Jod, Selen sowie die Vitamine A und E sind hinzugesetzt worden. Für Jod und die Vitamine A und E würde ich jetzt wahrscheinlich den Taschenrechner zücken und nachrechnen, ob die Zusätze im TroFu ausreichen, um die Defizite des “Teil-BARFs” auszugleichen. Ob B2 und Folsäure ausreichend drin sind? Man weiß es nicht.
In jedem Fall sollte der “Teil-BARFer” ein Augenmerk auf das Ca:P-Verhältnis richten: Hier ist durch die Zugabe von viel Fleisch und Fisch ein Phosphor-Überschuss entstanden. Gleichzeitig ist das Protein-Energie-Verhältnis recht hoch. Es wäre empfehlenswert, den Fleischanteil zu reduzieren statt zusätzliches Calcium hinzu zu fügen.
Während die Verhältnis-Ampeln zu Ca:P und Protein/Energie hier mit den Herstellerangaben zuverlässige Ergebnisse liefern, ist der Harn-pH mangels Angaben zu Methionin, Kalium, Natrium, Chlorid und Magnesium im Fertigfutter nicht korrekt. Ebenso kann die Proteinqualität (EASy) mangels Aminosäurenangaben nicht richtig berechnet werden und ist falsch-schlecht ausgewiesen.
Dieser Artikel wurde veröffentlicht: 02.06.2019 18:22— Mandy · · 17. Mai 2022, 07:27 —
Hallo,
der Rechner ist wirklich Klasse. Großes Lob. Wenn ich das Futter von meinen Hund in einzelne Positionen in den Rechner eingebe, bekomme ich andere Werte als wenn ich das FeFu direkt eingebe. Ist es von Vorteil alle Positionen einzeln aufzulisten oder das FeFu aus den Futtermitteln zunehmen. Da steig ich noch nicht ganz hinter. Das Futter wird zusammen gemischt und in eine Dose oder in einen Schlauch gepackt und schonend gegart. Die Vitamine treten ja dann in das Wasser über, wo ich dann jetzt sagen würde alles einzeln auflisten. Ist das so richtig?
Liebe Grüße

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