Horst

Nun hatte ich also immer noch keine Pelzdecke! Ich begab mich also auf die Suche und ersteigerte am 1.1.07 in der Nähe von Braunschweig einen “Nutria Pelzmantel – Dunkelbraun Guter Zustand – Gr. 46” mit der phantastischen Länge von 1,25m. Und dieser Mantel war wirklich wie beschrieben: Schön glänzendes Fell, super weich und als Mantel eigentlich mehr als tragbar.

|Nr2 Nutriamantel Pelzdecke Nutria

Ich habe ihn trotzdem zur Decke verarbeitet. Das war schon aufwendiger als bei der ersten Decke, denn außer der Entfernung von Futterstoffen und Taschen mußten auch noch die Ärmel rausgetrennt und die so entstehenden Löcher durch Fell “geflickt” sowie der Kragen entfernt werden. Der Pelz war nicht nur schön in Farbe, Glanz und Weichheit sondern war auch fachmännisch sehr akkurat “ausgelassen”. Was so viel heißt wie: Die einzelnen Tierfelle wurden in schmale Streifen geschnitten und so wieder zusammen gesetzt, daß man keine einzelnen Tiere mehr erkennen kann und eine zusammenhängende längere aber dafür schmalere Fläche entsteht. Hier hatte ich es also weniger mit geraden Nähten zu tun und mußte ganz schön viel mit der Hand nähen. Aber das Ergebnis zeigt, daß sich die Arbeit gelohnt hat. Als Rückseite habe ich die Flurgardine aus meinem Elternhaus zu meiner Kinderzeit verwendet. Ein Curry-orange-farbener Stoff mit Leinenstruktur, der perfekt zu meinem Wohnzimmerteppich paßt. Da ich hier beim Nähen ganz schön viel Zeit zum Nachdenken hatte, bekam diese Decke während dessen den Namen “Horst”.

Pelzdecke Nr2 Rückseite Nutria gerupft vs. langhaarig

Nun hatte ich also endlich meine Pelzdecke. Aber beim ganzen Surfen in eBay hatte ich auch einiges über Pelze gelesen, was mich neugierig gemacht hat.
Zum Beispiel “gerupfte” Pelze. Hier werden Pelzen mit glattem, langen Deckhaar die Grannen ausgerupft, so daß die darunter liegenden Wollhaare weich wie Samt nackt stehen bleiben. Ich konnte mir darunter nicht viel vorstellen und nahm mir eine Ecke von Horst mit der Pinzette vor. Wie beim Augenbrauen zupfen. Bei der Menge von Haaren natürlich ein aussichtsloses Unterfangen. Aber: Als Frau hat man ja ein Epiliergerät! Also habe ich einen Streifen von Horst damit bearbeitet. Das Ergebnis war phänomenal! So etwas weiches und kuscheliges hatte ich noch nie angefaßt!

Um eine Vorstellung davon zu kriegen, vergleiche man im letzten Bild den oberen gerupften Teil mit dem noch langhaarigen unteren. Tatsächlich ist das Ganze fast schwarz und wunderschön – aber dann würde man gar nichts sehen – deshalb bitte den Grauschleier dem Blitz zuschreiben.