Als Schmalfilmer

Mein Vater war Schmalfilmer. Das hieß für uns als Kinder, daß im Urlaub immer die gleichen Kleidungsstücke dabei waren, damit die Szenen hinterher beliebig durcheinander geschnitten werden konnten. Das hieß auch, öfter mal den gleichen Weg zu gehen, bis die Szene ordentlich “im Kasten” war. Die daraus entstandenen Urlaubsfilme waren dadurch jedenfalls um Klassen besser als das, was der Durchschnitts-Hobby-Filmer so produzierte. Das war bloß mein Eindruck als genervte Tochter.

Tatsächlich hat mein Vater tolle Filme gemacht, die eben nicht bloß Familie und Erinnerungsstücke zeigen, sondern hauptsächlich dem Betrachter Eindrücke vermitteln – von was auch immer.

Mit den Filmen meines Vaters verbinde ich auch zwei für mich prägende Gerüche: Der Geruch von Film. Zelluloid riecht. Speziell – weder stinkend noch duftend. Die Hitze der Projektorlampe setzt irgendwas frei, was einen eigenen Geruch entwickelt. Diesen Geruch habe ich automatisch in der Nase, wenn ich an die Filmvorführungen denke.

Und bis so ein Film fertig ist, ist ganz schön viel Arbeit nötig. Mein Vater hat sich zum Schneiden der Filme in ein Zimmer des Hauses zurückgezogen. Bei geschlossenen Fenstern und Türen zerstückelte er das Zelluloid, heftete es mit kleinen Wäscheklammern in geschlitzte Kartons und setzte das alles später wieder zusammen. Dabei hat er geraucht, was bei wie gesagt geschlossenen Fenstern und Türen zu heftiger Nebelbildung führte. Der Duft von frischem Rauch ist für mich eine starke Kindheitserinnerung.

Mittlerweile habe ich eine bezahlbare Lösung gefunden, die Normal-8-Filme in akzeptabler Qualität zu digitalisieren. Im Menü links finden sich einige Beispiele.

Bernhard Drüke als Schmalfilmer
Dieses Bild zeigt Bernhard Drüke in Salzburg, wo der gleichnamige Film entstand.